erster WORTschatz
Die Briefkastenbox, die ihren Standort in der Kirche gefunden hat, wird jeweils nach einem Monat geleert.
Und das ist nun bis Ende Oktober in Schorndorf rund um den Kirchplatz zu sehen
alle Informationen zum Projekt, von der Vernissage über Künstlergespräche, partizipative Aktionen etc. sind unter www.stadtkirche.org zu sehen und werden dort regelmäßig ergänzt
WEITBLICK
An einer Fassade gegenüber der Kirche hängen zwei überdimensionale Briefkästen. Eingebunden in ihr Umfeld aber mit Abstand zum Stadtgeschehen unter ihnen sind sie unerreichbar geworden.
Wie um die so entstandene innere Leere zu kompensieren entwickelt sich etwas in ihnen, das mit einem Bedürfnis nach Weitblick hervordrängt.
GEBEN SIE UNS IHR WORT
eine partizipative Aktion
Ein symbolischer Briefkasten will beschäftigt sein und bittet deshalb um Mitarbeit.
Jeder, der sich Gedanken zu unserem Thema GEMEINSCHAFT. JETZT! macht, kann sich beteiligen, indem er/ sie/ es für sich das eine Wort findet, das dafür stehen kann,
dieses auf eines der Kärtchen schreibt und der Briefkastenbox anvertraut.
Aus den gesammelten Worten wird nach und nach eine Installation entstehen, die zunächst in Form von Plakaten und zum Abschluss des Projekts im Original zu sehen sein wird.
VERBINDUNG
Nicht weit von den zwei großen Briefkästen am Haus der Drogerie Schäfer warten im jakob Concept Store in der Neuen Straße 9/ Ecke Kirchgasse kleine Fassaden mit Minibriefkästen auf neue Besitzer.
Gelingt es ihnen, neue Orte in der Stadt und darüberhinaus zu finden, können sie so symbolisch ein weiteres Zeichen für Gemeinschaft und Verbundenheit setzen.
TTW Sonntage
BEGEGNUNG IN BEWEGUNG
JETZT
mit Abstand verbunden und das zweite Bein fest auf dem Boden
der grosse Hof der Karlskaserne Ludwigsburg hat uns wieder
Die GEMEINSCHAFT wächst
JETZT ist es endlich soweit!
www.stadtkirche.org gibt einen Einblick in das Kunstprojekt an der Stadtkirche
Zwei Künstlerinnen und drei Künstler, die sich vorher nicht kannten, aber sofort zu einem gutem team zusammengewachsen sind, haben ihre Aufgabe, eine Gemeinschaftsarbeit im Stadtraum Schorndorf zu erarbeiten, zu aller Zufriedenheit erfüllt.
Trotz der durch Corona bedingten Austausch- und Kommunikationserschwernisse, wurde in einem monatelangen, mit viel Denkarbeit verbundenem Prozess, ein gemeinsames Konzept entwickelt, das unter dem Motto GEMEINSCHAFT.JETZT! vom 14. Juni bis 31. Oktober rund um die Stadtkirche in Schorndorf zu sehen ist.
Am 9. Januar ist in KULTUR LOKAL der Esslinger Zeitung ein Bericht der Journalistin Gaby Weiß erschienen, der sich sehen bzw. lesen lassen kann:
Begegnung ist etwas vom Wichtigsten überhaupt
Esslingen/ Neuhausen: Helga Kellerer arbeitet als Bildhauerin und als Tänzerin mit Raum, Dimension, Rhytmus und Bewegung
Von Gaby Weiß
Bildhauerei und Tanz haben viel mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermutet: Raum, Dimension, Rhytmus und Bewegung - damit beschäftigen sich Bildhauer genauso wie Tänzer. Die Esslinger Künstlerin Helga Kellerer ist in beiden Genres zuhause. Als Bildhauerin schafft sie Skulpturen, Objekte, Rauminstallationen und Kunst am Bau, als Tänzerin stellt sie ihre Gedanken und Gefühle in Performances und Improvisationen dar: "Ich kann in beidem ausdrücken, was in mir drin ist und was mich beschäftigt."
Helga Kellerer ist auf einem Bauernhof in einer Kleinstadt in Bayern aufgewachsen: "Da war alles sehr konservativ und sehr beengend." Als ein Kunsterzieher interessierte Schüler zum Arbeiten in seine Werkstatt einlud, entdeckte Helga Kellerer eine andere Welt: "Ich wußte eigentlich immer, daß ich dort, wo ich war, falsch bin. Ich war immer anders. Und auf einmal gab es da einen Ort, der mir sagte: Du bist ganz in Ordnung. Es gibt noch mehr Menschen wie Dich." Von da an wusste sie, dass sie sich ihre Leute und ihre Welt suchen musste, um endlich sie selbst sein zu können. Helga Kellerer entschied sich, Kunst zu studieren. "Das harte Leben kannte ich ja schon. Mein Vater hat als Bauer immer schwer gearbeitet, und es war trotzdem nie Geld da. Im Nachhinein sehe ich, dass mein Beruf heute seinem ziemlich ähnlich ist: Man arbeitet eigentlich immer, es ist nie Geld da, aber man ist selbstständig", erzählt sie.
Helga Kellerer ging nach Stuttgart, studierte an der Freien Kunstschule Grafik, Fotografie und Bildhauerei, anschließend an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei bei Inge Mahn, Ritzi Jacobi, Robert Schad und Gert Riel. Schnell wurde klar, daß Stahl ihr Ding ist, jenes spröde Material, mit dem ihr Kunstlehrer in Bayern damals arbeitete, und das die zierliche Frau faszinierte, weil es trotz aller Schwere so leicht wirken kann. Über 20 Jahre lang teilte sie sich mit ihrem Mann, den Glaskünstler Ragan Arnold, ein riesiges baufälliges Werkstattgelände in Bad Cannstatt. Als es abgerissen wurde, bezog jeder ein eigenes Atelier. In Helga Kellerers neuer Werkstatt in Fellbach sind aus Platzgründen nun keine großformatigen Stahlarbeiten mehr möglich. Deshalb arbeitet sie jetzt kleiner, "nur das, was ich ohne Lastkräne und Hubwagen bewegen und transportieren kann". Und sie ließ den zeitgenössischen Tanz, der sie früher schon beschäftigt hatte, wieder in ihr Leben.
Mittlerweile steht sie auf zwei Standbeinen, wohnt in Esslingen, arbeitet in Fellbach, tanzt in Berlin und ist auch spartenübergreifend unterwegs: In ihren Performances können die stabilen Körper ihrer Installationen für die mobilen Körper der Tänzerinnen - in der Bewegung Hindernis, Aufforderung oder Impuls sein. Die Objekte können die Tänzerinnen - in einem steten Hin und Her zwischen Statischem und Beweglichem - eingrenzen oder aussperren, abhalten oder herausfordern. Wie in einem Labor schafft Helga Kellerer immer neue Situationen und damit immer neue Ausdrücke, Bilder und Beziehungen.
Helga Kellerers bevorzugter Baustoff für ihre Skulpturen ist nach wie vor Stahl, geschwärzt, rostig oder auch farbig lackiert, den sie - Farb-, Struktur- und Materialreize setzend - mit unterschiedlichen Werkstofen wie Schaumstoff, Styropor, quietschgrünem Kunstrasen, Teerpappe, bunten Putztüchern, Glas, Silikon und Beton, aber auch mit Taschen, Pappkartons oder Mörtelwannen verbindet. Während der Corona-Pandemie entstand "Inselleben", wo Kellerer auf blauem Teich-Grund Gitter-Fliesen wie Eisschollen treiben und auf emporragenden Pflastersteinen bunte Putzlappen-Blumen wachsen lässt. "Sie blühen, auch wenn die Verbindungen nach außen derzeit abgebrochen sind."
Häufig kombiniert Helga Kellerer - wie bei "Inselleben" - in einer bewusst inszenierten Zufälligkeit viele ähnliche Einzelteile "nach dem Baukastenprinzip" zu Gruppierungen. "Teilchensammlung" heißt eines ihrer Projekte. Und obwohl sich diese Teile ähneln, ist doch jedes individuell. Die Objektkünstlerin lässt gern Gegensätzliches aufeinanderprallen: Exquisites und Einfaches, Festes und Weiches, Buntes und Schwarz-Weiß-Graues, Starres und Bewegliches, Flüchtiges und Dauerhaftes, Geometrisches und Organisches. das wirkt auf den ersten Blick oft ansprechend, vertraut und einladend, bei näherem Hinsehen entdeckt man Zweideutiges, Ironisches und Irritierendes. Die einzelnen Partikel - oft durch Brücken, Durchgänge, Überführungen oder Verbindungslinien gekoppelt - scheinen miteinander in Kontakt zu treten, sich aufeinander zu beziehen, zu kommunizieren und sich gegenseitig zu beeinflussen.
"Begegnung ist etwas vom Wichtigsten überhaupt. Ob das nun Menschen, Dinge oder Materialien sind - es ist wichtig, sich zu begegnen und ein Gegenüber zu haben." Am liebsten hat es Helga Kellerer, wenn der Anstoß für eine neue Arbeit von außen kommt. "Dann muss ich mich damit auseinandersetzen. Zum Beispiel mit einem Raum, der schreit: ,Hier, mach' was!'" So hat sie in Neuhausen für die Verwandlung der Rupert-Mayer-Kapelle in Ausstellungsräume des Kunstvereins mit einer raumbezogenen Installation das Eigen- und das Einzigartige dieses Ortes erkundet.
Für die Arbeiten Helga Kellerers ist dieses forschende Sich-Einlassen auf immer neue Situationen, Orte und Gegenüber wichtig. Sie schätzt an den Kunstvereinen Neuhausen und Schorndorf, wo sie sich engagiert, die Begegnungen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, den gemeinsamen Schaffensprozess und den intensiven Gedankenaustausch. Und sie hat in diesem Wechselspiel immer das Gemeinsame im Blick, ohne das Eigene aus den Augen zu verlieren. Während der Corona-Isolation ohne Ausstellungen, ohne Performances und ohne Atelierbesucher sei ihr das Arbeiten schwer gefallen, weil ihr das Gegenüber schmerzlich fehlte. Bei ihren Werken, die vielschichtige Assoziationen zulassen, schätzt Kellerer den Dialog mit den Betrachtern: "Jeder hat irgendetwas Bestimmtes in sich, und je nachdem, wo man herkommt und was man mitbringt, schaut man auch die Arbeiten an. Und der Betrachter oder die Betrachterin sieht manchmal Dinge, auf die ich selbst niemals gekommen wäre."